Mit Werner Johst haben wir einen Profi als Regisseur. Er fördert gezielt jeden
Schauspieler nach seinen Begabungen und seinem Talent. Dabei legt er immer
großen Wert auf die Rhetorik und Phonetik der Akteure. Viele, die so durch
seine Schauspielschule gingen, spielen heute Hauptrollen und sind von unserer
Bühne nicht mehr wegzudenken.
Der 1929 in Danzig geborene Werner Johst wollte schon seit seiner Kindheit
Schauspieler werden. Schon in der Schule sagte er dem Lehrer:
„Die Note sei gar nicht so wichtig, denn seine Gage könne er schon zusammenzählen.“
Die Kriegsjahre führten ihn nach Tübingen, wo er nach dem
Gymnasium mit 18 Jahren in die Schauspielschule unter der Leitung des
Staatsschauspielers Josef Keim eintrat.
Nach erfolgreichem Abschluss erhielt er sein erstes Engagement beim
Landestheater Württemberg-Hohenzollern unter Paul Rose. 1951 machte
er sein Diplom am Staatstheater in Stuttgart.
Es folgten Engagements in Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Düsseldorf,
München, Hamburg und Berlin. Mit vielen noch heute bekannten Schauspielern
stand Johst gemeinsam auf der Bühne. So unter anderem mit Lilian Harvey
in der Hamburger Komödie, mit Brigitte Mira in der Düsseldorfer Komödie oder mit
Harald Juhnke in der Münchner Komödie.
Weitere bekannte Künstlernamen traten in Werner Johsts Laufbahn auf,
so Theodor Loos, Erika von Tellmann, Waldemar Leitgeb, Johannes Schaaf,
Rosemarie Fendel, Gustl Bayrhammer, Johanna von Kozcian, Hans Clarin und
Horst Tappert – um nur einige zu nennen.
1958 gründete er mit seinem Bruder und Tom Witkowski das Zimmertheater in
Tübingen. 2008 feierte das Zimmertheater somit das 50-jährige Bestehen mit einem
großen Festakt.
Auch am Kabarett fand er gefallen und so spielte er zum Beispiel in der
„Münchner Zwiebel“, bei „Die Schiedsrichter“ in Hamburg,
„Die Stachelschweine“ in Berlin und im „Stuttgarter Renitenztheater“.
Ebenso spielte er viele Jahre im „Theater der Altstadt“ in Stuttgart mit
Klaus und Elisabeth Heydenreich. Nachdem sich Klaus Heydenreich aus
gesundheitlichen Gründen aus der Regiearbeit des Naturtheater Reutlingen zurückzog,
übernahm Werner Johst 1983 die Regie und künstlerische Leitung im Naturtheater Reutlingen.
Viele Stücke standen in all den Jahren auf dem Programm.
Unter anderem „Das weiße Rössl“, „Das Schwarzwaldmädel“,
„Ein Sommernachtstraum“, „Die drei Musketiere“, „Die Feuerzangenbowle“ oder „Anatevka“,
um nur einige Beispiele zu nennen.
Sowohl im Naturtheater Reutlingen, als auch im Naturtheater Renningen war er über 20
Jahre als künstlerischer Leiter und Regisseur tätig.
Da Herrn Werner Johst auch die „schwäbische Heimatsprache“ immer sehr
wichtig war, gründete er 1979 in Stuttgart das Stuttgarter Volkstheater.
Dabei lernten sich Herr Johst und Ludwig Holzer kennen. Nach vielen Jahren
im Volkstheater gründete Herr Holzer später über Umwegen die schwäbische
Mundartbühne „Stuttgarter Komödle“ und 2008 zusammen mit Frau Steinke
das Kindertheater „Stuttgarter Strolche“.
Auch beim Stuttgarter Komödle ist Herr Johst von Anfang an als Regisseur tätig.
Mit seiner Erfahrung und seinem Können ist er in seinem Fach „ein alter Hase“, der aus
dem Stuttgarter Komödle nicht mehr wegzudenken ist.
Nebenbei ist Herr Johst auch begehrter Rezitator. Neben den großen deutschen
Dichtern Goethe und Schiller, auch Theodor Fontane und Wilhelm Busch,
bedient er sich an heimischen Dichtern wie Uhland und Hölderlin.
Im Landesverband der Amateurtheater Baden-Württemberg wurde er mit verschiedenen
Auszeichnungen, unter anderem mit der Ehrenmedaille für seine langjährige Tätigkeit
im Amateurtheater-Bereich geehrt.
Im Oktober 2009 wurde Herr Johst 80 Jahre alt. – Aber kein bisschen müde, weder für
die Regie noch für sonstige Arbeiten, die an einer Theaterbühne anfallen. – So baut er um
und dekoriert und fungiert als klassischer Kulissenschieber. Wie Herr Johst selber sagt:
„Das mussten wir früher auch alles selber machen! – und wer rastet, rostet!“
So feierte Herr Johst 2010 sein 60- jähriges Bühnenjubiläum! Unzählige Theaterstücke hat
er in seiner Laufbahn selbst gespielt und inszeniert – aus vollem Herzen ein Leben für
das Theater.