Presse


Amüsanter Schnulleralarm
Stuttgart-Ost: Stuttgarter Komödle überzeugt mit schwäbischer Mundart in der Friedenau
"Schnulleralarm" heißt das neue Stück, dass das Stuttgarter KomödIe am vergangenen Freitag in der Friedenau
erfolgreich präsentiert hat. Weitere Aufführungen sind am 26. Oktober un 9. November. Foto: privat

(Sr) - Bis vor einigen Jahrzehnten war es im deutschsprachigen Raum üblich, dass zu jeder größeren Gastwirtschaft ein Saal mit Bühne gehörte. Während die Gäste in gepflegter Atmosphäre essen und trinken konnten, wurde Musik gemacht oder Theater gespielt. Heute haben Boxen und Bildschirme weitgehend diese Form der Unterhaltung übernommen. Auch in Stuttgart muss man mittlerweile nach den wenigen verbliebenen Etablissements aus jener Zeit suchen. Das Restaurant Theater Friedenau im Stuttgarter Osten ist eine dieser Theaterwirtschaften, die wie ein Fossil aus vergangenen Tagen überlebt haben. In dessen Saal gastierte am Freitag die schwäbische Mundartbühne Stuttgarter Komödle mit seiner neuen Produktion „Schnulleralarm“, einem Schwank von Bernd Gombold. Das Stück spielt in der schwäbischen Kleinstadt Strümpfelbach. Bürgermeister Himmelreich ist restlos überfordert mit Amt und Würden. Weil seine Frau Christa zur Kur gefahren ist, nutzt er die Gelegenheit und macht die Nacht zum Tag und umgekehrt. Seine nächtlichen Saufgelage bleiben auch Polizei und Nachbarin Schäufele nicht verborgen, auch wenn die Dunkelheit die Eskapaden des Bürgermeisters noch schützt. Die Einweihung des neuen Fahrradständers durch das Stadtoberhaupt kollidiert mit der Rückkehr der Ehefrau, sodass Straßenkehrer Peter zum Bahnhof fahren muss. Aus Versehen hat Christa einen fremden Koffer mitgenommen, der einen überraschenden Inhalt hat: ein Baby. Als kurze Zeit später die Polizei wegen Kindesentführung ermittelt, geraten der

Bürgermeister und seine Familie zusehends in Schwierigkeiten, denn den mittlerweile geliebten Findling möchte man nicht hergeben. Mit Hilfe der gewieften Rathaussekretärin Sonja, der Schwester des Bürgermeisters und dem Landstreicher Theo gelingt es letztendlich den „Schnulleralarm“ glücklich zu entschärfen. Mit wohl überlegten Regieeinfällen inszeniert Werner Johst eine kurzweilige und witzige Komödie, die die einzelnen Fähigkeiten der acht (Laien-)Schauspieler klug herausarbeitet. Ingo Raiser ist ein präsenter und mimisch begnadeter Akteur, der seine Rolle als in jeder Beziehung überforderter Bürgermeister glaubhaft verkörpert. Gerti Fritsch spielt sein „Fraule“ mit wahrer Herzenswärme. Eva Konrad ist die Schwester des Bürgermeisters, sprachlich differenziert. Der liebenswert-täppische Straßenkehrer, genial verkörpert von Frank Dierolf, die wunderbar naiv gespielte Rathaussekretärin (Corinna Steinke) und der trocken-pedantische Polizist (Onno Rass) bilden das städtische Personal von Strümpfelbach. Landstreicher Theo wird von Ludwig Holzer liebenswert und gutherzig dargestellt, während Angi Tränkle-Mauch gekonnt den schwäbischen Alptraum eines jeden Nachbarn mimt, der unaufhörlich schwätzt, tratscht und beobachtet. Ein gelungener Theaterabend zum Weiterempfehlen.

Die nächsten Aufführungen des „Schnulleralarms“ sind am 26.10., 9.11., 10.11. um 20:15 Uhr und am 11.11. um 16:00 Uhr im Theater-Restaurant Friedenau.


Cannstatter Zeitung / Untertürkheimer Zeitung
- 24. Oktober 2012

Mundart-Theater fühlen sich nicht gewürdigt
Sechs Bühnen arbeiten zusammen und fordern Hilfe von der Stadt

VON ANNA HUNGER

Schwäbisch in Stuttgart? Das interessiere die Stadträte nicht. Findet Berthold Guth, der Vorsitzende des Neugereuter Theäterles. Der Gemeinderat habe die Mundartbühnen der Stadt „großzügig ignoriert“. Deshalb hat er sich zum Ziel gesetzt, das Schwäbische besser zu vermarkten. Herausgekommen sind die Vereinigung Stuttgarter Mundarttheater und ein geplanter Mundart-Etat im städtischen Haushalt.
    Berthold Guth ärgert sich. In der Studie über Förderrichtlinien für Theater stünde nicht ein einziges Mal das Wort „Mundart“. Die finanzielle Beteiligung der Stadt für die Plakatierung der Kultursäulen sei gestrichen worden, ebenso das Theaterplakat und die Kulturbroschüre. Die einzig verbliebene Möglichkeit zu werben seien Flyer, sagt Guth: Doch im i-Punkt habe man die Zettel hinter der Kasse versteckt und im Rathaus nur ausgelegt, wenn mal Platz war. Ob die Parteien sich „der schwäbischen Mundart schämen“, schrieb er den Stadträten. Zusammen mit Touristikchef Armin Dellnitz und Kulturamtsleiterin Susanne Laugwitz-Aulbach schmiedete er einen Plan, wie aus der Mundart eine Marke werden könnte.

Sechs von sieben Mundartbühnen aus Stuttgart schlossen sich zur Vereinigung Stuttgarter Mundart-Theater zusammen. Nur das Göschla aus Bad Cannstatt fehlt, weil es nicht ins Konzept passte. Der Vorteil des Zusammenschlusses: Nur noch ein Flyer liegt im Rathaus, anstatt sechs. Und wenn ein Schauspieler ausfällt oder ein Requisit fehlt, könne man sich beides von einer anderen Bühne leihen.
    Und es gibt sogar Geld: Die Flyer für die neue Vereinigung sollen aus Restmitteln des Kulturetats 2010 gedruckt werden, und für 2013 sei ein eigener Mundart-Posten im Haushaltsplan zugesagt. Für die 25 Amateurtheater in Stuttgart stehen bisher insgesamt 9000 Euro zur Verfügung. Wie hoch der Mundart-Etat ausfallen wird, ist allerdings nicht klar. Außerdem wünscht sich die Vereinigung eine Website, die Gründung des Dachverbands der Stuttgarter Mundarttheater, ein Mundartwochenende und die Wiederkehr des Theaterplakats. Tatsächlich erreicht haben sie bisher eine eigene Rubrik „Mundart“ auf der Website der Stadt, einen schwäbischen Rundgang durch Stuttgart im Plan von Stuttgart-Marketing - und „Anerkennung der schwäbischen Mundart beim Gemeinderat“.

Stuttgarter Nachrichten
- 1. April 2011

„A verlogene Bagasch“ ist das erste Stück des Komödle nach seinem Umzug an den neuen Spielort gewesen.
Foto: Archiv/Steffen Honzera
Mundartbühnen machen gemeinsame Sache
Brauchtum Der Zusammenschluss der Laiengruppen bringt für jedes Ensemble praktische und finanzielle Vorteile mit sich.    Von Sybille Neth

Professionellen Schauspielern ist Skifahren meistens vertraglich verboten, wenn aber ein Mime einer Laiengruppe auf der Piste stürzt, kommt alles durcheinander. So geschehen beim Stuttgarter Komödle. Doch der Theaterchef Ludwig Holzer hatte Glück im Unglück, denn dank der neu gegründeten „Vereinigung Stuttgarter Mundarttheater“ fand sich schnell eine Ersatzbesetzung, und die Vorstellungen in der Theatergaststätte Friedenau in der Rotenbergstraße waren wieder gesichert.
     Damit hat sich der noch frische Zusammenschluss für die Mimen im Osten bereits bewährt. Auch über die gemeinsame Werbung der sechs Mundartbühnen mittels eines von der Stadt finanzierten Flyers mit eigenem Logo verspricht sich Holzer einiges: „Wir waren zwar immer rührig, aber wir mussten trotzdem immer kämpfen. Es ist gut, dass wir jetzt bei der Stadt eine Lobby haben.“
    Dass es dazu kam, haben die sechs semiprofessionellen Bühnen dem rührigen Vorstand des Neugereuter Theäterle, Berthold Guth, zu verdanken. „Schämen Sie sich der schwäbischen Sprache?“ Mit dieser dezenten Provokation hatte er sich in einem Brief an die Gemeinderatsfraktionen gewandt und daran erinnert, dass die Pflege der Mundart eine kulturelle Aufgabe sei. Immerhin haben die Stuttgarter Mundartbühnen rund 30000 Zuschauer pro Jahr und 2005 hatte eine Enquete-Kommission der Bundesregierung die Brauchtumspflege den Menschen ans Herz gelegt. Guths Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Die Mundartensembles haben die Zusage erhalten, dass sie im Doppelhaushalt 2012/13 erstmals einen eigenen Etat bekommen. Bisher stellt die Stadt für alle 25 Laienbühnen zusammen 9000 Euro pro Jahr zur Verfügung.
    
In der Kulturamtsleiterin Susanne Laugwitz-Aulbach fand Guth eine Verbündete.Der Stadtmarketing-Chef Armin Dellnitz ist ebenfalls auf den Dialekt angesprungen und bietet einen schwäbischen Stadtrundgang mit der Staubwedel schwingenden „Frau Schätzle“ vom Neugereuter Theäterle an. Außerdem haben die Mundarttheater auf der Homepage der Stadt eine eigene Rubrik erhalten.
    Vertreten sind dabei jedoch nur jene Bühnen, die ein ganzjähriges Programm haben. So wie das Stuttgarter Komödle, das jeden Freitag und jeden Samstag in der Friedenau derbe Bauernschwänke und Komödien spielt. „Wir haben immer zwei Stücke im Wechsel und zwei Ensembles, damit die Belastung für die Mitglieder nicht zu groß wird“, erklärt Holzer. Er und die Komödle-Aktivistin Corinna Steinke jedoch stehen dennoch jedes Wochenende auf der Bühne, weil sie in beiden Stücken mitwirken. Zwischen 3000 und 4000 Zuschauer kommen jährlich, auch nach dem Umzug vom früheren Spielort im Rebststöckle an der Böblinger Straße. „Dort haben wir einmal einen Zuschuss für ein Transparent bei der Stadt beantragt, aber ein eigener Etat erleichtert vieles. Wir müssen jetzt nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Antrag stellen“, sagt Holzer. Er kann sich auch Gastspiele anderer Bühnen in der Friedenau vorstellen. Auch der gemeinsame Fundus an Requisiten und Bühnenbildern spart den Theatergruppen bares Geld. Außerdem können sich die Laientheater jetzt Referenten für Workshops oder Vorträge leisten.
    Darüber hinaus wünscht sich Corinna Steinke mehr Brauchtumspflege in den Schulen, „damit es für Jugendliche nicht mehr uncool ist, als Zuschauer oder als Mitspieler ins Mundarttheater zu gehen“ - und vielleicht sogar selbst in einem Stück mitzuspielen.

IM EINSATZ FÜR DIE DIALEKTPFLEGE
Mitglieder Mit von der Partie im Zusammenschluss der Mundarttheater sind das Stuttgarter Komödle aus Stuttgart Ost, das Boulevärle aus Bad Cannstatt, die Freilichtbühne Mühlhausen, das Neugereuter Theäterle, die Rohrer Humorer und D'Scheureburzler mit Sitz in Bad Cannstatt.
Vorschläge Eine Enquete-Kommission, die im Auftrag des Bundestags eingesetzt wurde, hat 2005 Vorschläge für die Pflege der Laien- und Amateurkultur herausgegeben. Sie fordert, ausreichende Angebote für den Erhalt und die Pflege von Regionalsprachen und Dialekten zu schaffen. Ebenso soll nach ihren Vorstellungen in der vorschulischen und schulischen Bildung mehr Augenmerk auf die Ausbildung ästhetisch-kultureller Fähigkeiten und die Aneignung lokaler und regionaler Kulturtraditionen in Kooperation mit den Trägern der Laienkultur gelegt werden.   sne

Innenstadt Stuttgart-Mitte, West, Süd, Ost, Nord
- 29. April 2011


„Schließlich schwätzet mir normal“
Stuttgarter Mundarttheater bringen Schwäbisch auf die Bühne - Vereinigung gebildet
Die Bretter, die die Welt bedeuten, liegen auch an diesem bitterkalten Dienstagabend im Stuttgarter Osten, hinter der hölzernen Schwingtür des Restaurants Friedenau. Zumindest für das Dutzend Schauspieler des Stuttgarter Komödles, die hier auf der Hinterzimmerbühne ihr neues Stück „Der Tyrann“ einstudieren.
Der Bürgermeister legt Hand an: Probe des Stuttgarter Komödle für das neue Stück „Der Tyrann“ in der Friedenau.
  Foto: Frank Eppler

MARTINA NICKLAUS

Ein Schreibtisch, darüber eine Landkarte von Baden-Württemberg sowie die Porträts der Herren Heuss und Späth. Die Requisiten senden ein klares Signal: Wir befinden uns in einer schwäbischen Amtsstube.
    Dort wuselt Bürgermeister Albert Babel an seinem 50. Geburtstag umher und versucht, eine im fernen Saudi-Arabien begangene Jugendsünde zu vertuschen.
    Noch braucht Theaterchef Ludwig Holzer, der den Schultes spielt, sein Textbuch, um dem dörflichen Durcheinander im dritten Akt folgen zu können. Schließlich kommt bei einem Vollzeitjob als Hausmeister, der Führung eines Mundarttheaters im Nebenberuf und der Schauspielerei das Textlernen gelegentlich zu kurz.
    Doch die Art und Weise, wie er seine Zeilen artikuliert, zeigt, dass Mundarttheater keinesfalls mit Laientheater gleichgesetzt werden darf.
    Der Grund hierfür ist 81 Jahre alt, steht aufrecht im vorderen Drittel des Zuschauerraums und verfolgt das Geschehen mit höchster Konzentration. Stumm formen die Lippen von Regisseur Werner Johst jede Textzeile mit. Und das ohne Textbuch.
    Johst, der aus Danzig stammt und 1951 sein Schauspieldiplom am Stuttgarter Staatstheater erlangte, spielte auf den großen deutschen Bühnen mit den Stars seiner Generation, von Brigitte Mira über Gustl Bayrhammer bis hin zu Hans Clarin. Und doch kehrte er ganz bewusst nach Stuttgart zurück. Zu seinen Stationen gehörten das Theater der Altstadt, das er zusammen mit dem Ehepaar Heydenreich aufbaute, und das Tübinger Zimmertheater, das er 1958 mitgründete.
   Drei alte Spitzbuba
Werner Johst scheint es kein bisschen zu bereuen, dass er sich einst gegen den Ruhm und für die kleinen Bühnen entschieden hat. Obwohl Schwäbisch ganz bewusst die Bühnensprache ist, ertönen Johsts Korrekturen und Anmerkungen in glasklarem Hochdeutsch.
Dass er auch anders kann, beweist er im Stück „Drei alte Spitzbuba“, in dem er eine „schwäbische Batschkachel“, also eine hiesige Seniorin mit überaus aktivem schwäbischem Mundwerk, mimt. Die Kostprobe, die er sofort gibt, ist einfach köstlich.
    Ludwig Holzer spielt bereits seit 27 Jahren unter Johst, zuerst im Stuttgarter Volkstheater, dann hier im Komödle. Was bringt ihn dazu, neben seiner Vollzeitbeschäftigung auch noch nebenher ein künstlerisches Unternehmen zu führen? „Theater ist mein Leben“, sagt Holzer lächelnd, während er weiter am Bühnenbild feilt. „Egal wie groß der Stress draußen ist, auf der Bühne fällt das alles ab.“
    Und mit „draußen“ ist nicht nur der Hauptberuf gemeint, sondern auch der organisatorische Kraftakt rund um das Theater, der nur durch höchstes ehrenamtliches Engagement machbar ist. „Da näht man halt auch mal bis nachts um drei Kostüme“, erzählt Corinna Steinke, die als Sekretärin in einer Steuerkanzlei arbeitet. In ihrer Freizeit führt sie das Theaterbüro, betreut zudem seit 2008 das hauseigene Kinderensemble Stuttgarter Strolche und spielt natürlich selbst im „Tyrann“ mit.
   Halbe Profis
„Eigentlich sind wir keine Amateure, sondern arbeiten semiprofessionell“, sagt Ludwig Holzer. Deshalb wünschen sich die Theatermacher auch mehr Anerkennung für das schwäbische Mundarttheater an sich und für ihre Leistung im Komödle. „Für uns wird alles immer teurer, und das Unterhaltungsangebot in der Stadt nimmt immer weiter zu. Da drohen wir unterzugehen“, fürchtet Corinna Steinke.
    Es ist mittlerweile nach 22 Uhr, langsam treten die Schauspieler ihren Heimweg an. Man umarmt sich und küsst sich auf die Wange. „Das sind alles Freunde hier, es ist wie eine Familie“, erklärt Steinke.
    Im Hintergrund zieht Regisseur Werner Johst sorgfältig, fast liebevoll, den samtig-roten Bühnenvorhang zu. Schließlich liegen dahinter die Bretter, die die Welt bedeuten.

HINTERGRUND: LOBBY FÜR DEN SCHWÄBISCHEN „WAY OF LIFE“
„Was den schwäbischen Mundarttheatern in Stuttgart fehlt, ist eine gemeinsame Lobby.“ Diese Überzeugung ließ Berthold Guth, den Leiter des Neugereuter Theäterles, handeln. Wie im Stuttgarter Komödle kämpft man auch in Neugereut mit steigenden Kosten und hoher wirtschaftlicher Verantwortung.
     Um die Stuttgarter Mundarttheater in die Wahrnehmung zu rücken, wandte er sich im Frühsommer 2010 an die Fraktionen im Gemeinderat und auch an die Theater-Kollegen im Stadtgebiet.
    Es folgten mehrere Gespräche im Kulturamt und bei den Ratsfraktionen. Und bald fand das Gründungstreffen der Vereinigung Stuttgarter Mundarttheater statt. Neben den Gründungsmitgliedern Neugereuter Theäterle, Stuttgarter Komödle und den Freilichtspielen Mühlhausen kamen das Boulevärle, D'Scheureburzler und die Rohrer Humorer hinzu.
    Ziel der Vereinigung ist es, Lobbyarbeit für die Pflege der schwäbischen Mundart auf der Bühne zu leisten. So wird gerade ein gemeinsamer Flyer vorbereitet. Weitere Werbemaßnahmen sind im Gespräch. Denn ohne Werbung finden weniger Zuschauer den Weg zu den kleinen Theatern, was wiederum zu sinkenden Einnahmen führt und letztendlich die Qualität der ehrenamtlichen Theaterarbeit gefährdet.
    Wie hoch die finanzielle Last sein kann, wird deutlich, wenn man hinter die Kulissen der Bühnen blickt. Dort stehen professionelle Licht- und Tonanlagen. Wenn kurzfristig etwas ausfällt, entstehen hohe Kosten. Wie Berthold Guth berichtet, schlägt allein ein neuer, den Feuerschutzbestimmungen
entsprechender Bühnenvorhang mit bis zu l5 000 Euro zu Buche. Zudem müssen für das jeweilige Stück Tantiemen an den Theaterverlag gezahlt werden, dazu kommen feste Ausgaben für Miete, Kulissen, den Regisseur, Flyer, Porto und so weiter.
    Die Stuttgarter Mundarttheater bekommen anders als professionelle Theater keine regelmäßigen Zuschüsse, sondern müssen punktuell bei der Stadt Fördermittel für konkrete Projekte oder Investitionen beantragen.
    Bei ihren regelmäßigen Sitzungen tauschen sich die Mitglieder der Vereinigung aus: ganz konkret über Freud und Leid des Theateralltags mit seinen lästigen Formalitäten, der Suche nach neuen Stücken, aber auch über die nächsten Schritte ihrer Lobbyarbeit.
    Petros Kalakikos vom Boulevärle erzählt von seiner Erfahrung aus dem Berufsleben, dass Gäste von auswärts sehr am „schwäbischen Way of Life“ interessiert seien. Und die hiesige Lebensart könne man sich eben in den kleinen Theatern der Vereinigung ansehen.
    Berthold Guth erkennt lobend an, dass Stuttgart-Marketing inzwischen die schwäbische Mundart als Vermarktungsstrategie für die Landeshauptstadt entdeckt hat. Eine Schauspielerin aus dem Neugereuter Ensemble bietet zum Beispiel Stadtführungen als schwäbische Hausfrau an.
    Zum Abschluss des Treffens zeigt Luitgard Walz-Probst von den Freilichtspielen Mühlhausen, wie humorvoll es trotz aller Stolpersteine bei den Amateur-Theatermachern zugeht: „Die schwäbische Mundart sollte sich nicht verstecken. Schließlich schwätzet mir normal!“ (mn)

Stuttgarter Amtsblatt
- 24. Februar 2011


Miss Marple in der Friedenau
Silvesterprogramm mit Mundartkomödie
Gleich zweimal führt das Stuttgarter Kommödle an Silvester die Mundartkomödie "D'r Handtaschawürger"
in der Friedenau auf. Foto: e
OSTHEIM
Am Donnerstag, 31. Dezember finden in der Gaststätte Friedenau zwei Silvester-Aufführungen statt. Vorstellung um 15.30 Uhr, Einlass ab 14.30 Uhr und um 20.30 Uhr, Einlass ab 19.30 Uhr. Gespielt wird das Mundartstück
D'r Handtaschawürger vom Stuttgarter Komödle.
Luise Eisele ist eine Witwe in den besten Jahren. Ausgestattet mit spitzer Zunge, Neugier und einer übermächtigen kriminalistischen Leidenschaft, gerät sie in so manch verzwickte Situation.
Als auch noch ein zweiter Untermieter einzieht, kommt die "schwäbische Miss Marple" voll auf ihre Kosten.
Karten gibt es im Internet unter www.stuttgarter-komoedle oder bei Easy Ticket sowie unter der Telefonnummer 262 69 24.

Stuttgarter Wochenblatt
- 23. Dezember 2009


Das Komödle ehrte sein "beschtes Stück"
Mit Gedichten, einem himmelblauen Orden und einer gemütlichen Geburtstagsfeier in der Gaststätte Friedenau ehrte die Mundartbühne Stuttgarter Komödle am Sonntag, dem 18. Oktober "ihr allerbeschtes Stück": den Regisseur Werner Johst. Stuttgarts ältester, noch berufstätiger Regisseur, konnte am 17. Oktober seinen 80. Geburtstag feiern. Mitglieder des Naturtheaters Reutlingen, seiner früheren Wirkungsstätte, die "Stars" des Kindertheaters Stuttgarter Strolche, Mitglieder des Komödle-Ensembles und viele Schauspielerkollegen ehrten Johst, der bis heute unermüdlich inszeniert und arbeitet. Johst, der im Stuttgarter Osten wohnt, ist gebürtiger Danziger, fühlt sich aber ganz als Schwabe und führt Regie bei allen Mundartkomödien, die das Komödle-Ensemble (www.stuttgarter-komoedle.de) jeden Freitag und Samstag in der Gaststätte Friedenau aufführt. Dass er innerlich so jung und beweglich geblieben ist, so der Jubilar, verdanke er der Freude an seiner Arbeit.
Foto: sus

Stadtteil Aktuell
- November 2009

SERIE KLEINKUNSTBÜHNEN Stuttgarter Komödle: Schwäbische
Sprachpflege auf die unterhaltsame Art
"Bei ons verklemmt nix" führt das Stuttgarter Komödle
im Juni vor der Sommerpause noch zweimal auf. Foto:z
Wer sich mit Ludwig Holzer und Werner Johst abseits der Bühne unterhält, mag überrascht sein, denn beide können hochdeutsch. Sobald sie aber zusammen mit ihrem 20-köpfigen Ensemble des Stuttgarter Komödle auf der Bühne stehen, ist hochdeutsch unerwünscht. Dann wird geschwäbelt, wie es sich für ein Mundarttheater gehört. Das Stuttgarter Komödle ist eine Institution. Viele Ensemble-Mitglieder kennen sich seit Jahren und haben immer zusammen gespielt, lange Zeit unter dem Namen Stuttgarter Volkstheater. Sie können auf eine bewegte Zeit zurückblicken. Denn Anfang 2008 war die Zukunft des Theaters ungewiss, nachdem ihre langjährige Spielstätte, das Gasthaus Rebstöckle in Heslach, schließen musste.
    Doch schon einige Monate später fanden sie eine neue Heimat in der Friedenau im Stuttgarter Osten. "Diesen Tipp haben wir dem Kulturamt zu verdanken", sagt Holzer. Im Saal der Friedenau haben 150 Personen Platz, die zu deftig-schwäbischem Essen deftig-schwäbischen Humor genießen können.
 
"Natürlich spielen wir auch auf Klischees wie den Geiz der Schwaben an", sagt Ludwig Holzer. Die Regel ist das aber nicht. In den Theaterstücken des Komödle geht es um Liebe, Geld und Erbschaften - gängige Themen für Komödien, aber eben allesamt konsequent ins Schwäbische umgesetzt, wenn es nicht von vornherein schwäbische Theatertexte sind, wie beispielsweise das Stück "Bei ons verklemmt nix", das derzeit auf dem Spielplan steht, und welches der Schwabe Albin Braig, Betreiber der Mäulesmühle, geschrieben hat.
    Welche Stücke es letztlich auf den Spielplan schaffen, pro Saison sind es zwischen vier und sechs, entscheiden Holzer und Johst mit dem Ensemble zusammen. Das bedeutet neben den Proben und Auftritten viel Lesestoff für die Schauspieler, die zwar eine Amateurgruppe sind, aufgrund ihrer Erfahrung und der Zusammenarbeit mit dem ausgebildeten Schauspieler Werner Johst aber als semi-professionell bezeichnet werden können.
    Das Stammpublikum des Komödle weiß das zu schätzen. Dass beim Stuttgarter Komödle Laien auf der Bühne stehen, stört sie nicht, denn die Stücke sind unterhaltsam. Dennoch hat die Mundartgruppe keinen leichten Stand, was aus Sicht von Holzer und Johst an zwei Dingen liegt: "Die Vielzahl an Profi-Theatern in der Stadt und überhaupt all die Veranstaltungen und Partys machen es uns schwer", sagt Ludwig Holzer.
    Die andere Schwierigkeit ist für sie der Ruf, der Mundarttheatern offenbar vorauseilt. "Viele denken,
Werner Johst Ludwig Holzer
dass Mundarttheater plump und anspruchslos ist", sagt Holzer. Sie merken das auch an der Reaktion auf einzelne Stücke. Ernste Themen sind nicht gewünscht. "In Bayern wird der Dialekt mehr gepflegt als bei uns", sagt Holzer. In Stuttgart haben viele Menschen zwar noch eine Färbung, richtiges Schwäbisch ist hier aber kaum zu hören. "Dabei ist Dialekt doch etwas Schönes. Es verbindet mit der Heimat", sagt Holzer. Und Werner Johst, der nicht zuletzt wegen seiner Phonetik-Seminare, perfektes Hochdeutsch spricht, fügt hinzu: "Der größte Fehler ist, sich für seinen Dialekt zu genieren."
    Wer also auf unterhaltsame Weise die eigene Sprach- und Heimatkultur pflegen möchte, sollte dem Stuttgarter Komödle einen Besuch abstatten. Sorge, etwas nicht zu verstehen, muss keiner haben. "Wir tauschen uns nach den Aufführungen mit dem Publikum aus und leisten auch Übersetzungshilfe", sagt Holzer.

KathrinThimme

Stuttgarter Zeitung, CITY EXTRA
- 3. Juni 2009


Die Akademie für gesprochenes Wort trifft auf das Komödle im Stuttgarter Osten
Die gemeinsame Kraft der Sprache
* Im Jugendstil-Haus hoch über Stuttgarts Osten, in dem die Akademie für gesprochenes Wort untergebracht ist, fühlt man sich wie in einem überdimensionierten Wohnzimmer. Dazu der Blick durch die Fensterfronten, hinunter in den Stuttgarter Kessel: Wer hier arbeitet, hat einen Arbeitsplatz, an dem man auch Urlaub machen würde. Professorin Uta Kutter hat diesen Arbeitsplatz. Sie rief die Akademie 1993 ins Leben. Dichter, Autoren und auch Sprachwissenschaftler sind bei den Veranstaltungen zu Gast. Kutters Erzählstil erinnert ein wenig an eine kurzweilige Vorlesung an der Universität. Ihre Sätze sind schnell, gefeilt, präzise, und zwischen die Flut an Namen der gastierenden Autoren würde nicht mal ein Komma passen. "Vor kurzem war ein Erzähler aus Ungarn hier, der ganz simple, seit Generationen überlieferte alte Geschichten erzählt - ganz frei, einfach aus dem Kopf heraus. Dadurch wurden die Geschichten so lebendig, dass mir teilweise die Tränen in den Augen standen." In der Akademie gibt es alles, von gesprochenen Personenporträts über Poetry Slams und atemberaubenden Rap-Einlagen bis hin zu dadaistischen Wortcollagen. Das Programm ist so vielfältig wie das gesprochene Wort selbst. Auch die Sprache des schwäbischen Alltags, wie sie etwa in den Stücken des KomödIes zelebriert wird, schätzt Kutter: "Es ist ganz wichtig, dass der Dialekt gefördert wird. Er gibt der Sprache zusätzliche Kraft." Bei der stuttgartnacht werden die Gäste von einem Programm zum nächsten gelotst und tauchen dabei tief wie ein Tiefseetaucher in Sprache ein. Am Ende lockt die Terrasse mit der Aussicht über die Stadt - wenn das mal nicht zu spontanen poetischen Ergüssen einlädt. * Das Komödle im Stuttgarter Osten verhält sich zur Akademie des gesprochenen Worts nicht nur sprachlich wie Ying zu Yang, auch die Lokalität ist grundverschieden: eine ehrliche Kneipe im Vorraum, drinnen sperrige Holztische in Reih und Glied. Hier wird urschwäbische Kultur und Sprache konserviert - inklusive dem raren Kulturgut der schwäbischen Schimpfwörter. Wer weiß denn heute noch, was "Bämulla" oder "Triarle" bedeutet? "A Bämulla isch a lätschige Tranfunzel, a träges Weib", verrät Ludwig Holzer, Theaterchef des Komödle, in wunderbar weichem schwäbisch, "a Triarle isch a verträumte Jongä, der in de Tag reinläbt". Selbst eingefleischte Schwaben kennen diese Worte mittlerweile nicht mehr. Holzer und seine Mitstreiter befinden sich auf einer Mission, sie wünschen sich eine neue Bekenntnis zum Dialekt: "Es isch scho schwierig, jongä Leit zu findä, wo schwäbisch spiela könna", und weiter: "Es isch scho a bissle schade, dass mer hier den Heimatdialekt eher unterdrückt". Die Bauernstücke, wie Holzer sie nennt, sind meist gut besucht. Gerade wurde für "Zwoimal am Tag" geprobt, auf der Bühne stehen zwei Holztische, vier Bierflaschen, sechs Stühle - so geht Bühnenbild auf schwäbisch. "Das Publikum mag am Mundart-Theater den Charakter der leichten Unterhaltung. Außerdem erkennen sich einige auch in den Charakteren wieder", sagt Holzer. Während der stuttgartnacht wird ein Querschnitt durch das aktuelle Programm gezeigt. Im vergangenen Jahr war das Publikum so angetan, dass die Schauspieler das letzte Stück ganz zu Ende spielten, obwohl eigentlich schon längst Sperrstunde war. Es wird also eher ein Abend für Triarle als für Bämulla.
Moritz Drung

Lift
- Oktober 2008


"Sie werden sich
hier sicher wohlfühlen"
Stuttgarter Komödle hält Einzug in der Friedenau: Zum Auftakt wurde der Bauernschwank
"A verlogene Bagasch" aufgeführt
Wie zwei Hanswurste: Knecht Heiner (Ludwig Holzer) und die störrische Magd Liesel (Corinna Steinke).
Ludwig Holzer wurde im Anschluss an die Premiere in der Friedenau von Rolf Wenhardt vom Landesverband
Amateurtheater Baden-Württemberg geehrt. Foto: max

Das Stuttgarter Komödle hielt mit der Premiere von "A verlogene Bagasch"von Erich Siebeneicher einen umjubelten Einzug im Theatersaal der Friedenau. Das Ensemble musste aufgrund einer Insolvenz der Heslacher Gaststätte Rebstöckle eine neue Spielstätte finden. Das Kulturamt war behilflich bei der Suche nach einer neuen Heimat. Der Theatersaal von Friedenau-Wirt Georg Chatzitheodoru gilt als Spielstätte mit langer Tradition und war zur Premiere voll besetzt. Auch Bezirksvorsteher Bernhard Kübler und der Präsident des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg, Rolf Wenhardt, waren zu Gast. Rolf Wenhardt ehrte den Theaterleiter Ludwig Holzer für seine Originalität und sein 20-jähriges Engagement.

OSTHEIM - Bezirksvorsteher Bernhard Kübler begrüßte das Ensemble des Stuttgarter Komödle mit herzlichen Worten. "Wir haben das alle verfolgt, wie die Heslacher Institution von heute auf morgen gehen musste", so Kübler. In der Friedenau hätten die Theaterleute eine Kulturinstitution mit langer Tradition gefunden, meinte der Bezirksvorsteher. "Ich bin ganz sicher, dass sie sich hier wohlfühlen werden", fügte er vor dem großen, roten Samtvorhang stehend hinzu.
    Andächtige Stille herrschte bei Küblers Begrüßung nicht im voll besetzten Theatersaal. Eine fröhliche Geräuschkulisse aus klappernden Bestecken und angeregten Tischgesprächen
erfüllte den Raum. Sie ebbte erst ab, nachdem sich der große Vorhang öffnete. Und es dauerte nicht lang, bis wortgewaltige, schwäbische Tiraden und Redensarten, die Zuschauer erheiterten. Der Umgangston ist derb, doch darunter verbirgt sich das verletzliche Herz des Schwaben, der am Ende doch zur Versöhnung neigt. Zunächst gibt es aber Komplikationen: Bauernsohn Stefan Kächele (Frank Dierolf) will partout nicht die wohlhabende Christine vom Nachbarhof heiraten. "Moinsch Du, I hätt dei Muoder gmegt?", fragt Bauer Kächele (Jochen Caspart) verständnislos seinen Sohn. Die erste Lachsalve wird gezündet. Sohn Stefen hat indessen seine heimliche Geliebte Veronika als Magd in den elterlichen Hof eingeschleust. Diese stößt bei Mutter und Vater jedoch zunächst auf Ablehnung, halten doch beide das Mädchen für ihre heimliche, uneheliche Tochter. Als dies bei den Eheleuten auffliegt, will sich erst der Vater, dann die Mutter scheiden lassen. Zwischen all dem Chaos schwadronieren die faule, störrische Magd Liesel (Corinna Steinke) und Knecht Heiner (Ludwig Holzer) herum, der mit seinem Gehabe ein wenig an den Mäulesmühlen-Hannes erinnert. Beide fliehen vor der Arbeit, so weit möglich, und geben zu allem ihren Kommentar ab. Dass sie dabei eine Kaskade von unflätigen Worten über sich ergehen lassen müssen, scheint sie wenig zu beeindrucken. In Siebeneichers Bauernschwank wimmelt es geradezu davon. Ein paar davon seien hier erwähnt: "Du hasch en Sparre", "Überzwercher Krautstengel", "Gschuckte Henne", "Bachl", "Bleede Schachtel", "Du glotsch, wie wenn'd an Klotz ufs Haupt kriagt hättsch", "Scheener Trottel", "Verlogene Bagasch", "Du alter Lugabeidl".
    Suse Genter, die die Mutter Agnes spielt, beeindruckt mit Bühnenpräsenz und voluminöser Stimme. "Diese Frau habe ich auch schon in anderen Stücken gesehen, eine prima Darstellerin", meint eine Zuschauerin, die bisher das Stuttgarter Komödle in Heslach besuchte und nun auch den Weg in den Stuttgarter Osten gefunden hat. Das Komödle bringt sein Stammpublikum mit. Geradezu paradiesisch lösen sich die problematischen Verhältnisse in Siebeneichers Schwank auf. Denn die angebliche Halbschwester von Sohn Stefan entpuppt sich schließlich als die zeitweilig abgetauchte Nachbarstochter Christine.
    So finden schließlich alle nach Wunsch zueinander. Auf der Bühne gibt es am Ende noch Blumen, Wein und Küsschen für die Darsteller und von Regisseur Werner Johst als Zugabe ein mit viel Beifall bedachtes Liebesgeturtel in unterschiedlichsten Dialekten. Eine Ehrung für den Theaterleiter Ludwig Holzer sprach Rolf Wenhardt, Präsident des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg, aus. "Über zwanzig Jahre hast Du hinter Dir, alles lebt von Deiner Originalität", meinte Wenhardt. Das Komödle biete "deftiges, kräftiges Mundarttheater, von innen heraus gespielt, mit aller Wortgewaltigkeit, die das Schwäbische besitzt", fügte er hinzu. Friedenau-Wirt Chatzitheodoru hatte sich zur Ehre des Tages noch etwas Besonderes ausgedacht und ließ Sekt und Lachshäppchen servieren.

Stuttgarter Wochenblatt
- 10. April 2008


Schwäbischer Bauernschwank zu schwäbischen Gerichten
Stuttgarter Komödle feiert Wiedereröffnung in neuer Spielstätte mit einer Premiere - Ehrung für Theaterleiter Ludwig Holzer
Wer vermutet, Essen, Trinken, Zuschauen und Lachen schließen einander aus, ist bei der Premiere des Bauernschwanks "A verlogene Bagasch" eines Besseren belehrt worden: In der Friedenau ging es sowohl kulinarisch als auch theatralisch deftig-schwäbisch zu.

Von Mylena Decker

Dicht an dicht sitzen die Zuschauer an langen Tischreihen, Besteck klappert, und gleichmäßiges Murmeln erfüllt den Raum. Eine Zuschauerin isst Maultaschen und erzählt nebenher, dass dass sie seit acht Jahren mit ihrem Mann die Vorstellungen des schwäbischen Mundarttheaters besucht. "Es wäre schade, wenn das Komödle nicht weitergemacht hätte", sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, und fügt an: "Wissen Sie, beim Stuttgarter Komödle, da können Sie sich hinsetzen und lachen - das ist einfach Erholung." Immer wieder begeistert ist das Ehepaar aus Neuhausen von den schwäbischen Redensarten. Und davon gibt es auch im neuen Stück, in dem Schwank namens "A verlogene Bagasch" von Erich Siebeneicher, gerade genug.
    Ein Gong ertönt, der Vorhang öffnet sich, und die Blicke richten sich auf die Bühne. Zu sehen ist die Stube von Bauer Alfons Kächele.
Er ist der Herr im Haus - allerdings nur so weit, wie seine Frau Agnes es zulässt. Dies zeigt sich deutlich, als ihr Sohn Stefan die reiche Bauerntochter Christine vom Nachbarhof heiraten soll. Stefan hat allerdings andere Pläne und bringt stattdessen seine Angebetete - eine arme Kellnerin - als Magd ins Haus. Dies führt zu allerlei Verwirrung: Erst glaubt die Mutter, dass es sich um ihre uneheliche Tochter handelt, dann der Vater. Die wahre Identität der vermeintlichen Halbschwester überrascht schließlich alle.
    Die Geschichte wäre schnell gespielt, wären da nicht die etwas langsame Magd Liesel und der dem Alkohol zugeneigte Knecht Heiner. Beide sind dem Schaffen abgetan und interpretieren die turbulenten Ereignisse auf dem Hof auf naiv-komische Weise. "Wenn sie so weitermacht, wächst sie noch über sich hinaus", sind sich einige Zuschauer schon nach dem ersten Akt in ihrem Urteil über die Magd Liesel einig und zeigen sich auch vom Stück sehr angetan. Der Theaterregisseur und Autor Jürgen von Bülow hält die Aufführung ebenfalls für eine "schöne, herzliche Sache - Volkstheater im besten Sinne."
    Das Stuttgarter Komödle, eine seit 25 Jahren bestehende Institution, hatte im Januar dieses Jahres seine Spielstätte aufgrund der Insolvenz der Heslacher Gaststätte Rebstöckle verloren. Bei der Wiedereröffnungsfeier ist das abrupte
Aus aber nur kurz ein Thema: Mit den Worten "Wir haben Sie gerne hier und hoffen, dass auch die Heslacher den Weg in den Stuttgarter Osten finden werden", begrüßte Bezirksvorsteher Bernhard Kübler Ensemble und Publikum. Der entscheidende Tip bei der Suche nach einer neuen Spielstätte sei vom Kulturamt gekommen. "Wir sind auch in anderen Fällen bemüht, Theatergruppen zu helfen, damit sie weiterbestehen können", berichtet Rüdiger Meyke, der dort die Abteilung für Kulturförderung leitet und damals behilflich gewesen ist. Das Mundarttheater, so Meyke, sei eine positive Ergänzung der Stuttgarter Theaterlandschaft und ziehe ein großes Publikum an. Außerdem biete es den Amateurdarstellern die Möglichkeit, ihre Schauspiellust und ihr künstlerisches Engagement auszuleben.
    Für seinen mehr als 20-jährigen Einsatz im Dienste des Mundarttheaters zeichnete der Präsident des Landesverbands der Amateurtheater Baden-Württemberg, Rolf Wenhardt, im Anschluss an die Aufführung den Theaterleiter Ludwig Holzer aus: "Es freut mich sehr, dass ich heute die verkörperte schwäbische Seele ehren darf." Das Komödle präsentiere "deftiges, kräftiges Mundarttheater mitten in der Landeshauptstadt". Damit werde die Wortgewaltigkeit des Schwäbischen immer wieder aufs Neue gezeigt - so auch an diesem Abend.
"A verlogene Bagasch" - so schaut sie aus im Mundartstück von Erich Siebeneicher. Foto Honzera

Stuttgarter Zeitung
- 31. März 2008


Ludwig Holzer und Jochen Caspart vom Stuttgarter Komödle in Action Foto: Privat
Amtssprache: Schwäbisch
Das Stuttgarter Komödle ist in den Stuttgarter Osten gezogen: Jetzt in der "Friedenau"
OSTHEIM - Seit Jahren entführte das Stuttgarter Komödle jeden Freitag und Samstag im Heslacher Rebstöckle in die Welt der schwäbischen Komödien und Boulevardstücke.
   Unter der Regie von Werner Johst, einem gelernten Schauspieler und "Alten Hasen" in seinem Fach bringt das Ensemble zweimal im Jahr eine neue Produktion zur Aufführung.
   "Schwäbisch ist Amtssprache - Hochdeutsch die 1. Fremdsprache - und Englisch
Wahlfach." Wer das genauso sieht, ist bei dem Stuttgarter Mundarttheater goldrichtig. Nach seinem Umzug von Stuttgart-Heslach spielt das Stuttgarter Komödle nun in den Räumen des Theater-Restaurants Friedenau, in dem seit über einem Vierteljahrhundert Mundarttheater dargeboten wird.
   Der Saal hat 150 Plätze, also genug Raum für Freunde, Verwandte und Bekannte oder für Vereins- und Betriebsfeiern. Geöffnet wird bereits um
18.30 Uhr, damit die Gäste in Ruhe essen und trinken können. Friedenau-Wirt Georg Chatzitheodoru und seine Familie verwöhnen die Theaterbesucher gerne mit typisch schwäbischer Küche.
   Vorstellungsbeginn ist jeweils um 20.15 Uhr. Das Stuttgarter Komödle ist auch für Vereinsfeste, Geburtstage, Betriebsfeiern zu buchen. Es serviert je nach Wunsch Sketche, Einakter oder auch ein abendfüllendes Programm. Am 28. März startet das Stuttgarter Komödle mit der Premiere
"A verlogene Bagasch" und einer Premierenfeier im Theater-Restaurant Friedenau.
   Eintrittskarten erhält man über das Theaterbüro unter Telefon 3 51 59 46 oder 3 51 59 45 oder www.stuttgarter-komoedle.de sowie über das Theater-Restaurant Friedenau unter Telefon 2 62 69 24. Eintritt: 14 Euro Erwachsene / Kinder bis zwölf Jahren sieben Euro. Die Eintrittskarten sind ebenfalls über easyticket-Service erhältlich.

Stuttgarter Wochenblatt
- 13. März 2008


Heslacher Mundarttheater hat im Osten eine neue Heimat
Heute startet das Stuttgarter Komödle mit dem Spielbetrieb im Theater-Restaurant Friedenau
Völlig unverhofft hatte das Mundarttheater zu Jahresbeginn seine Spielstätte im Restaurant Rebstöckle verloren, weil deren Pächter Insolvenz anmelden musste. Doch dem Theaterleiter und seinem Ensemble ist es gelungen, eine neue Spielstätte zu finden.

Von Mylena Decker

Der Spielbetrieb kann weitergehen. Dieser Satz geht Ludwig Holzer dieser Tage leicht von den Lippen. Der Theaterleiter ist mehr als froh, dass er eine neue feste Spielstätte mitsamt Gastronomie für das Stuttgarter Komödle gefunden hat. Längst sind die letzten Requisiten und Bühnenteile aus dem Theatersaal der Gaststätte Rebstöckle geräumt, nachdem hier an Silvester der letzte Vorhang gefallen war. "Es sind auch schöne Erinnerungen mit dieser Zeit verbunden - es waren immerhin 25 Jahre",
sagt Holzer, der mit seiner Truppe Anfang Januar im Zuge der Insolvenz des Rebstöckle seine Spielstätte verloren hatte. Heute werden Holzer und sein 14-köpfiges Laienspielerensemble nun im Theater-Restaurant Friedenau in der Rotenbergstraße auftreten.
    "Wir hatten sogar mehrere Angebote", berichtet Holzer, der bei der fieberhaften Suche nach einer neuen Spielstätte auch viele positive Erfahrungen gesammelt hat. Doch entweder habe die Kulisse nicht in den Raum gepasst, oder es sei keine Gastronomie vorhanden gewesen. Bei einem Gespräch mit der Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann und Theaterförderer Rüdiger Meyke vom Kulturamt seien ebenfalls verschiedene Möglichkeiten durchgesprochen worden.
    Dabei sei auch der entscheidende Hinweis gefallen, einmal beim Theater-Restaurant Friedenau nachzufragen. "Die Szene ist untereinander
sehr kooperativ gewesen", berichtet Oliver Willikonsky, der Referent der Kulturbürgermeisterin. Er lobt aber auch den Theaterintendanten und seine Truppe, die "wahnsinnig aktiv" gewesen seien.
    Für Holzer ist die neue Spielstätte ideal, weil er dort seine Bühne stehen lassen kann. Besonders wichtig ist ihm aber auch, dass der Pächter Erfahrung mit der Bewirtung von mehr als hundert Theatergästen pro Abend hat. Über die verfügt Georg Chatzitheodoru in der Tat - seit fast 30 Jahren hat er die Friedenau gepachtet.
    "Das Haus ist mit mit Mundarttheater verbunden, denn hier haben die Stuttgarter Früchtle 23 Jahre lang gespielt", sagt der Wirt, der sich freut, dass das Stuttgarter Komödle diese Tradition wieder aufleben lässt. Bis Mitte März wird parallel dazu noch die Krimikomödie "Die Mausefalle" in Kooperation mit dem Theater am Olgaeck gegeben.
    Ludwig Holzer und seine
Mitarbeiter werden in den kommenden Tagen wieder kräftig die Werbetrommel rühren, Rundschreiben mit den neuen Spielplänen verschicken und den Telefonhörer in die Hand nehmen, um diejenigen anzurufen, denen sie erst vor kurzem persönlich abgesagt hatten. Im Internet ist der aktualisierte Spielplan bereits zu finden. Auch in der neuen Spielstätte wird das bewährte Konzept beibehalten: Schwäbische Schwänke zu schwäbischen Gerichten. Neu ist, dass es Eintrittskarten nicht mehr nur an der Abendkasse, sondern auch im Vorverkauf gibt. Am 28. März soll dann der Spielbeginn an der neuen Wirkungsstätte mit der Premiere von "A verlogene Bagasch", die eigentlich für den 18. Januar vorgesehen war, offiziell gefeiert werden.

Stuttgarter Zeitung
- 2. Februar 2008



HGV Stuttgart-Ost
- Februar 2008


Im Saal der Theatergaststätte Friedenau hebt sich bald wieder der Vorhang fürs Komödle Foto: Leif Piechowski
Neue Bühne fürs Komödle
Mundart-Theater findet nach Rauswurf in Heslach Asyl in der Gaststätte Friedenau
Die Mundartbühne Stuttgarter Komödle, die zum Jahresanfang aus ihrer alten Wirkungsstätte in Heslach ausziehen musste, hat wieder eine Bleibe. Künftig tritt das Laienensemble in der Gaststätte Friedenau im Stuttgarter Osten auf.
VON JÜRGEN LESSAT

Den Machern des Stuttgarter Komödles steckt der Schreck noch in den Knochen, so überraschend war der Vorhang in der Heslacher Traditionsgaststätte Rebstöckle für immer gefallen. Einen Tag nach Neujahr erst hatten die Theaterleute erfahren, dass sie ihre alte Wirkungsstätte innerhalb einer räumen müssten. Das Pächterehepaar des Rebstöckle stieg aus wirtschaftlichen Gründen aus der Gastronomie aus. Kurz und knapp hatte es der Mundartbühne die Spielstätte im angeschlossenen Festsaal gekündigt.
Nach 25 Jahren Theater in der Böblinger Straße 105 stand das 14-köpfige Ensemble über Nacht ohne Bühne dar.
    Mittlerweile hat sich die Sache wieder zum Guten gewendet. Bei der verzweifelten Suche nach einem neuen Spielort ist man im Stuttgarter Osten fündig geworden, auch dank tatkräftiger Unterstützung aus dem Rathaus. "Wir können künftig in der Theatergaststätte Friedenau auftreten", freut sich Komödle-Sprecherin Corinna Steinke.
    Wie im alten Domizil bietet auch der neue Spielort in der Rotenbergstraße 127, mitten im Herzen des Arbeiterviertels Raitelsberg, einen Nebensaal mit Bühne, der Platz genug für Tischbewirtung bietet. Der Verzehr von Speisen gilt für Laienbühnen und Lokalpächter als Umsatzbringer, um Kosten wie Saalmiete einzuspielen. Bis zu 170 Personen passen in den Friedenau-Saal.
    In der Traditionsadresse gastieren an Wochenenden bereits Schauspieler vom Theater am Olgaeck. Seit Monaten steht "Die Mausefalle", eine Krimikomödie von Agatha Christie, auf dem Programm des Dinner-Theaters.

    Ende März beginnt
    regulärer Spielbetrieb

Am 2. Februar gibt das Stuttgarter Komödle mit "Paul, d'r Lugabeutel" seine erste Vorstellung am neuen Ort. Am 28. März beginnt dann der regelmäßige Spielbetrieb mit bis zu 80 Vorstellungen im Jahr. "Wir sind überglücklich, eine neue Heimat gefunden zu haben", so Sprecherin Steinke.

Stuttgarter Nachrichten
- 30. Januar 2008


Rebstöckle geschlossen - Stuttgarter Komödle zieht in den Osten
In Heslach hat es sich ausgelacht, zumindest was die schwäbische Mundartbühne "Stuttgarter Komödle" angeht. Seit mehr als 25 Jahren wurde in der Gaststätte Rebstöckle, Böblinger Str. 105, Mundarttheater dargeboten. Die Aufführungen an den Wochenenden, die zweimal im Jahr durch Premieren gekrönt wurden, ließen die begeisterten Zuschauer mit viel knitzem Humor zwei Stunden lang den Alltag vergessen. Die überraschende Schließung der Gaststätte zum Jahresanfang kam für Regisseur Werner Johst und das 14-köpfige Ensemble unter Leitung von Ludwig Holzer ohne Vorwarnung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Statt die nächste Premiere vorbereiten zu können, stand die Mundartbühne plötzlich ohne Spielstätte da, denn die Zukunft des Rebstöckles überhaupt ist ungewiss. Mit Hilfe der Stadt gelang es erfreulicherweise eine neue Spielstätte im Stuttgarter Osten, im Theater-Restaurant Friedenau in der Rotenbergstr. 127 (Stadtbahn U9 "Raitelsberg") zu finden. Bereits am Freitag und Samstag 22./23. Februar wird dort die Komödie "Die Bierkur" zu sehen sein. Die eigentliche Eröffnung wird in der Friedenau am Freitag und Samstag 28./29. März mit der Premiere von "A' verlogene Bagasch" gefeiert werden. Einlass nach wie vor ab 18.30 Uhr, Spielbeginn 20.15 Uhr. Alle bereits gelösten Karten behalten übrigens auch am neuen Spielort Gültigkeit. Karten können telefonisch im Theaterbüro unter de Telefon-Nummer 07 11/3 51 59 46 oder im Theater-Restaurant Friedenau unter Telefon 07 11/2 62 69 24 bestellt werden, im Internet auch unter www.stuttgarter-komoedle.de. Auch wenn das Herz des schwäbischen Mundarttheaters jetzt im Osten schlägt, einen Besuch sind die Vorstellungen allemal wert. Geändert hat sich übrigens nur die Saalgröße, denn in die Friedenau passen 150 statt bisher nur 99 Gäste.
Was die Zukunft des Rebstöckles und des vermutlich aus dem Jahr 1851 stammenden Gebäudes Böblinger Str. 105 anbelangt, ist bei der Stuttgarter Invest AG, die zur früheren Stuttgarter Hofbräu AG gehörte, der Entscheidungsprozess noch nicht abgeschlossen. Auf jeden Fall freut man sich auch hier, dass sich für das Stuttgarter Komödle eine zukunftsfähige Lösung ergeben hat.

's Heslacher Blättle
- Februar 2008



Lebendiger Süden
- Januar 2008


Das Stuttgarter Komödle steht vor dem Aus
Mit der Insolvenz des Heslacher Theatergasthauses Rebstöckle hat die Mundartbühne ihre Spielstätte verloren
An Silvester hat das Stuttgarter Komödle noch im Rebstöckle gefeiert, zwei Tage später kam der Schock: Die Pächter haben den Mietvertrag nicht verlängert. Das hat zur Folge, dass die Mundartbühne dort keine Vorstellungen mehr geben kann.

Von Mylena Decker

Ludwig Holzer muss schlucken, ehe er Worte für das findet, was so plötzlich über ihn hereingebrochen ist. "Es war ein Schock. Ich verstehe das einfach nicht. Keiner gibt mir eine vernünftige Antwort. Dabei haben wir an Silvester noch eine tolle Vorstellung gefeiert - mit Büffet, Theater und Sketchen, und die Leute waren sehr zufrieden", sagt der Theaterleiter. Nur zwei Tage später, am 2. Januar, habe ihm die Pächterin, Renate Rothweiler-Raible, mitgeteilt, dass der Pachtvertrag mit der Stuttgarter Invest AG (Stinag), nicht verlängert werde. Da Holzer keinen eigenen Vertrag mit der Stinag hat, sondern eine
Spielbetriebsvereinbarung mit der Pächterin geschlossen hat, ist die Vorstellung an Silvester nun die letzte gewesen.
    Bis 7. Januar ist der Saal komplett leer geräumt und der Gastronomiebetrieb beendet worden, mit fatalen Folgen für die Mundartbühne, die vor mehr als 25 Jahren unter dem Namen Stuttgarter Volkstheater gegründet worden ist und rund 80 Vorstellungen pro Jahr gab: "Ich habe nicht einmal mehr Sitzgelegenheiten für das Publikum", sagt Ludwig Holzer. An diesem Freitag sollte eigentlich um 20.15 Uhr "D'Hochzichnacht" gespielt werden, und am Freitag, dem 18. Januar, stand die Premiere von "A verlogene Bagasch" auf dem Programm. Etliche Karten seien bereits verkauft, weitere vorbestellt. Außerdem habe der i-Punkt bereits rund 50 Karten für Komödien und Boulevardstücke bis zur Sommerpause verkauft.
    Hinzu kommen zwei komplett ausverkaufte Vorstellungen, die von einer Firma und den Landfrauen gebucht worden seien.
Für die hat der Intendant glücklicherweise bereits eine provisorische Ausweichspielstätte im Alten Feuerwehrhaus gefunden. Doch natürlich sucht er noch nach einer dauerhaften neuen Spielstätte für das 14-köpfige Laienschauspieler-Ensemble.
    "Wir wussten nichts davon, dass der Pachtvertrag am 2. Januar ausläuft, sonst hätten wir uns darum gekümmert", berichtet Holzer. Man habe ihn einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Bei der Stinag habe er lediglich die Auskunft erhalten, dass die Pächter seit drei Monaten gewusst hätten, dass der Vertrag auslaufe. "Es wäre die Pflicht des Pächters gewesen, das Theater zu informieren", sagt Heike Barth, Generalbevollmächtigte bei der Stinag. Sie weist darauf hin, dass die Pachtverpflichtungen schon seit längerem nicht mehr erfüllt worden sind. Schon vor Jahren habe es Probleme gegeben, doch die Pächter hätten sich wieder gefangen. Nun aber, so Barth, müsse ein Schlussstrich gezogen werden, so weh es auch tue.
    Renate Rothweiler-Raible erklärte auf Nachfrage, dass sie den Theaterleiter auch bereits im Herbst gefragt habe, ob er nicht jemand wüsste, der die Gaststätte weiterbetreiben möchte. Schon seit mehreren Jahren könne Sie die Pacht nur mit größter Mühe aufbringen. Ihr Erspartes sei dabei draufgegangen, und nun lasse sich die Insolvenz nicht mehr abwenden. "Es trägt sich nicht, bisher sind viel zu wenig Zuschauer gekommen", meint die Wirtin, die nicht ohne Bitterkeit hinzufügt: "Das Rebstöckle wird zugemacht - ich kann nicht anders."
    Was aus dem 1872 erbauten Haus wird, ist laut Angaben der Stinag noch nicht entschieden. Heike Barth: "Wir müssen erst eruieren, in welche Richtung die Immobilie vermarktet werden könnte." Fest steht allerdings, dass für das schwäbische Theater mit Herz in Stuttgart an diesem Ort der letzte Vorhang gefallen ist.
Das Stück "D'Hochzichnacht" (Aufnahmen aus einer früheren Vorstellung) sollte an diesem Freitag wieder aufgeführt werden. Nach einem passenden Saal wird gesucht.

Stuttgarter Zeitung
- 9. Januar 2008



Bildzeitung
- 7. Januar 2008


Abruptes Ende für Mundartbühne
Im Stuttgarter Komödle ist urplötzlich der letzte Vorhang gefallen
Für das Stuttgarter Komödle beginnt das neue Jahr tragisch: die schwäbische Mundartbühne in Heslach soll bis zum kommenden Montag den Theatersaal im Gasthaus Rebstöckle räumen. Dass der Spielbetrieb an alter Wirkungsstätte endet, bekamen Intendant und Schauspieler erst vor wenigen Tagen mitgeteilt.
VON JÜRGEN LESSAT

Eigentlich müsste das Stuttgarter Komödle jetzt "Tragödle" heißen. Denn die Theaterleute sollen ihre jahrelange Wirkungsstätte hopplahopp bis zum Montag räumen. "Uns wurde erst am 2. Januar mitgeteilt, dass wir raus müssen", ärgert sich Theaterchef Ludwig Holzer über das plötzliche Aus, das ihm die Rebstöcklepächter kurz nach Neujahr unterbreiteten. "Wir haben doch Spielbetrieb bis Juni und schon viele Karten verkauft", sagt er verzweifelt. Ein Ausweichquartier mit passender Bühne sei auf die Schnelle nicht zu besorgen.
Abrupt findet ein traditionsreicher Kulturbetrieb damit sein vorläufiges Ende.

Einpacken: Holzer (li.), Steinke
    Kern
Als treibende Kraft beim Rausschmiss vermuten die Theaterleute den Besitzer der Immobilie: die Stuttgart Investment AG (Stinag), der der ehemalige Stuttgarter Hofbräu-Chef Peter May vorsteht. Dort verweist man aber auf den Pachtvertrag, der nur mit den Rebstöckle-Wirten bestünde. "Diese sind ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen", bestätigt; die Stinag-Generalbevollmächtigte Heike Barth die Kündigung. Das Komödle selbst hatte seinen Spielbetrieb direkt mit den Pächtern geregelt.
"Die Gaststätte selbst und der Küchenbetrieb während der abendlichen Vorstellungen haben sich nicht mehr gelohnt", interpretiert Rebstöcklepächterin Renate Rothweiler-Raible das Ende. Auch Theaterchef Holzer gibt zu, dass nicht jede Aufführung ausverkauft war: "Wie alle Mundartbühnen haben auch wir zu kämpfen." Was mit dem alten Rebstöckle geschieht, ist noch nicht entschieden. "Alle Optionen, von Umbau bis Abbruch, sind offen", so Heike Barth.
Das Komödle will dennoch weitermachen. Ein erstes Angebot, im nahen Heslacher Feuerwehrhaus aufzutreten, gilt nur als Notlösung für einzelne Gastspiele: "In dieser gemeinnützigen Einrichtung ist kein dauerhafter Spielbetrieb möglich", sagt Holzer. Die nächste Premiere hat er daher bereits abgesagt: Am 18. Januar sollte "A verlogene Bagasch" aufgeführt werden.
Seit mehr als 25 Jahren gastiert in der Böblinger Straße 105 schwäbisches Mundarttheater, zunächst mit der Stuttgarter Volksbühne, später unter dem Namen Komödle. Rund 80 Vorstellungen gab das 14-köpfige Laienspiel-Ensemble zuletzt jährlich. Bis zu 100 Zuschauer verfolgten im tischbestückten Saal die Schwänke. Passend zur Mundart servierte die Rebstöckle-Küche schwäbische Spezialitäten.

Stuttgarter Nachrichten
- 5. Januar 2008



Das 'Rebstöckle' in der Böblinger Straße 105 in Heslach hat Tradition. Nicht nur weil es ein altes Wirtschäftle ist, sondern auch weil es noch über einen Theatersaal verfügt, wie er früher in fast jeder Gemeinde anzutreffen war. Das Entscheidende freilich ist, dass hier noch wirklich Theater gespielt wird. Und zwar an jedem Wochenende freitags und samstags. Der Name des Ensembles 'Stuttgarter Komödle' mit dem Zusatz 'Schwäbische Mundartbühne' ist Programm. Deftige Bauernschwänke, vergnügliche Boulevardstücke und auch einmal eine Moritatenkomödie werden dem Publikum geboten. Ob 'Paul dr Lugabeutel' aus seinem Schwindel-Labyrinth nicht mehr herausfindet, die Nachbarskinder Carola und Paul unaufgeklärt in 'D' Hochzichsnacht' starten oder ein Diakonissenheim mit einem Freizeittempel für fleischliche Lust um 'Die reinschte Goldgrub' streitet, in dem fast stets gut besetzten Saal mit seinen 100 Plätzen ist Lachen und gute Laune Trumpf.

Das große Nebenzimmer des 'Rebstöckle' verströmt eine besondere, aber anheimelnde Atmosphäre. An den Tischen herrscht ab 18 Uhr 30 erst einmal schwäbische Wirtshausgemütlichkeit mit bodenständigem

Essen und Trinken, aber schon der überzeugend gestaltete Bühnenvorhang lässt erahnen, dass auf den Brettern der Welt keine ungeübten Akteure agieren werden. Das bewahrheitet sich, wenn sich um 20 Uhr 15 der Vorhang hebt. Die Volksschauspieler bringen fast alle eine jahrelange Erfahrung von anderen Bühnen mit, für Inszenierung und Regie zeichnet ein Profi verantwortlich. Anzumerken wäre, dass das 'Stuttgarter Komödle' weit über unseren Stadtteil hinaus bekannt ist und viele Besucher von auswärts kommen, manche sogar mit dem Bus.


Da kann man vielen Südbewohnern nur empfehlen, das Vergnügen vor der eigenen Haustüre selbst auch einmal wahrzunehmen. Schauen Sie einfach ins Internet: www.stuttgarter-komoedle.de.

Übrigens hätten wir diesen Bericht auch unter 'Spezialitäten aus dem Süden' bringen können. Denn das 'Rebstöckle' ist bei uns das einzige Lokal mit dem schwäbischen Drei- Gänge-Kultmenü: Linsen mit Spätzle, Trollinger und Bauernschwank.


Verdienter Schlussapplaus bei der 'Hochzeitsnacht' im Stuttgarter Komödle.


Lebendiger Süden
- Januar 2007



Dreimäderlhaus mit Diener

Leichte Unterhaltung mit dem Stuttgarter Komödle


Drei Frauen und ein Mann - kann das gut gehen? Vielleicht, wenn er nur Diener ist und sie die Herrschaft sind und alle zusammen verschwiegen. Doch was lange währt, wird doch noch Wut, wie das Komödle im Theatergasthaus Rebstöckle in Heslach aufzeigt.
 


der sich nicht nur zu denken erlaubt, sondern auch sonst noch einiges.
Unter der Regie von Werner Johst entwickelt sich aus der vertrauten Sommerfrische in zwei Stunden "A Mord's Gschicht", die heiter dargestellt und amüsant anzuschauen ist.Und natürlich darf bei einer Moritatenkomödie die "Moral von der Geschicht'" nicht zu kurz kommen - garantiert anders, als alle Beteiligten erwartet haben.
Dass schon die Proben "unglaublich Spaß gemacht haben", wie Heiderose Scheerer verrät, ist dem Spiel der vier Darsteller vom Stuttgarter Komödle deutlich anzumerken. Sie haben es zum ersten Mal nach Boulevard und Bauernschwänken mit einer Moritatenkomödie probiert und auch dieses Genre überzeugend umgesetzt. Erfahrung genug haben sie ja: Das Stuttgarter Komödle setzt sich aus Mitgliedern des einstigen Stuttgarter Theäterles zusammen, das sich zum Jahresende 2001 aufgelöst hat.
Aufführungen jeweils um 20.15 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) im Theatergasthaus Rebstöckle, Böblinger Straße 105, 4. Oktober (Nichtrauchervorstellung), am 5., 25., 26. Oktober, am 1., 2.,21., 22. und 23. November, am 5., 6., 7., 19. (Nichtrauchervorstellung), 20., 21. und 31. Dezember und im kommenden Jahr. Karten zu 12 Euro unter Telefon und Fax 3 51 5946.



VON SIMONE HÖCKELE-HÄFNER


Sommerfrische 1902: Die drei Schwestern Heckenbär erholen sich von den Anstrengungen des ererbten Biergeschäfts wie seit 30 Jahren im Haus im Wald, begleitet von Diener Rudolf. Die matronenhafte Charlotte, die kindlich-naive Clementine und die kokett-forsche Cäcilie, überzeugend dargestellt von Heiderose Scheerer, Eva Konrad und Corinna Steinke - jede hat ihre eigene Geschichte mit Rudolf (Ludwig Holzer),

Hahn im Korb: Diener Rudolf.

Foto: Susanne Kern


Stuttgarter Nachrichten
vom 10. Oktober 2002




Stuttgarter Komödle - die schwäbische Mundartbühne in Heslach


Das Stuttgarter KomödIe feierte im Januar mit „An daggeliger Eifall“ eine glanzvolle Premiere im „Rebstöckle“. Ein geglückter Einstand eines neuen Stückes vor einem vollen Saal mit begeisterten Zuschauern - das ist die Triebfeder für den Spaß an der Freud, den man bei den Akteuren des Stuttgarter Komödles in jeder Passage spürt. Das Ensemble setzt sich im Wesentlichen aus „alten Hasen“ zusammen, die sich seinerzeit im Stuttgarter Theäterle gefunden haben. Nach den erfolgreichen Inszenierungen von „Paul d'r Lugabeutel“ mit stets ausverkauften Vorstellungen, von „Klara schafft älles“, „Dr Babba hot an Sparra“ und der Moritatenkomödie „A Mord's Gschicht“ wird damit wieder eine gelungene Inszenierung von Regisseur Werner Johst auf die Bühne gebracht. Dr „daggelige Eifall“ ist eine witzige Komödie,

die sich aus dem Wunsch eines Witwers (Ludwig Holzer) entwickelt, ohne seine haushaltende Schwägerin (Corinna Steinke) in den Urlaub fahren zu wollen. Weitere Mitwirkende sind ein Arbeitskollege (Jochen Caspart), Nachbarn (Heiderose Scheerer und Gunther Alexander) sowie eine Dame, die sich auf eine Annonce meldet (Petra Figaschewski). Das muntere Durcheinander macht diese Komödie wirklich sehenswert. Sie wird im Wechsel mit „A Mord's Gschicht“ jeweils freitags und samstags im Theatergasthaus „Rebstöckle“ aufgeführt. Die Vorstellungen beginnen um 20.15 Uhr, der Saal ist ab 18.30 Uhr geöffnet. Karten und Auskünfte sind unter Telefon 3 51 59 46 im Theaterbüro sowie unter 60 49 17 im „Rebstöckle“ erhältlich.


Heslacher Blättle
- Ausgabe März 2003






„An daggeliger Eifall“ überkommt das Stuttgarter Komödle


Ein Witwer will ohne seine Schwägerin, die ihm den Haushalt führt, in die Ferien fahren. Damit sie zu Hause bleibt, hilft nur „An daggeliger Eifall“, der prompt für ein riesiges Durcheinander sorgt. Das Stück von Harry Pill ist derzeit in einer Inszenierung des Stuttgarter Komödle zu sehen. Nächste Vorstellung ist am heutigen Samstag um 20.15 Uhr im Theatergasthaus Rebstöckle in Heslach. Infos und Kartenreservierung auch für die anderen Stücke der schwäbischen Mundartbühne unter Telefon 07 11 /3 51 59 46 und 07 11 / 60 49 17 oder im Internet unter www.stuttgarter-komoedle.de.


Stuttgarter Nachrichten
vom 08.03.03